Sie kommen morgens nur schwerlich aus dem Bett und wenn Sie es dann endlich geschafft haben, fühlen Sie sich auch den Rest des Tages schlapp, energie- und antriebslos? Ein anhaltender, düsterer Gemütszustand hat sich wie ein Schatten über Sie gelegt? Wenn Sie dann mit Müh’ und Not schlussendlich den Feierabend einläuten können, wünschen Sie sich nichts sehnlicher als zurück ins heimische, warme Bett zu kriechen, um dem wachsenden Schlafbedürfnis nachzugehen? Dann gehören Sie vermutlich zu den etwa neun Prozent der deutschen Bevölkerung, die an Herbst- und Winterdepressionen leiden.
Welche Symptome treten auf?
Die folgenden Symptome sind kennzeichnend für die Diagnose einer Winterdepression:
- Zeitraum des Stimmungstiefs: Herbst/Winter – Frühjahr/Sommer
- Vermehrtes Schlafbedürfnis, auch tagsüber
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Mangelndes Bedürfnis an sozialen Aktivitäten
- Gesteigerter Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrung
Treten diese charakteristischen Beschwerden wiederkehrend in aufeinander folgenden Wintern auf, kann nach entsprechenden körperlichen, internistischen und neurologischen Befunden eine Diagnose vom Arzt gestellt werden.
Was ist eine Herbst-/ Winterdepression?
Diese Form der Depression ist eine saisonal abhängige Depression (SAD). Pünktlich zur kalten, dunklen Jahreszeit, vor allem im November und Dezember, beeinflusst sie jährlich den Gemütszustand der Betroffenen. Zu den Geplagten zählen insbesondere Personen ab dem 30. Lebensjahr. Zudem ist das weibliche Geschlecht deutlich häufiger betroffen als die Männerwelt. Mit zunehmendem Alter nehmen die Winterdepressionen dann wieder ab.
Obwohl noch weitestgehend unerforscht, ist unbestreitbar, dass der Lichtmangel im Winter ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Gemütszustand ist. Deshalb treten Winterdepressionen auch vermehrt in Regionen auf, in denen es längere Zeit dunkel ist. So gibt es in Skandinavien überproportional mehr Betroffene als in Mittelmeer-Regionen.
Bedingt durch die langanhaltende Dunkelheit in den Wintermonaten unterliegt zwar die Mehrheit der deutschen Bevölkerung saisonalen Schwankungen, jedoch handelt es sich in der Regel um die harmlosere Ausprägung der Winterdepression, dem Winter Blues oder auch subsyndromale SAD (s-SAD) genannt.
Welche Therapieformen gibt es gegen Winterdepression?
Gegen Winterdepressionen gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Patienten, die an vermehrtem Schlafbedürfnis und Heißhunger leiden, spricht eine Lichttherapie an. Diese Form der anerkannten Behandlung ist empfehlenswert, da sie so gut wie frei von Nebenwirkungen ist. Licht dient als Energiequelle für unseren Körper in der sonst so dunklen Jahreszeit und so fühlen sich behandelte Patienten bereits nach ein bis zwei Wochen deutlich fitter und besser gelaunt. Dabei unterscheidet man zwischen künstlicher und natürlicher Lichttherapie.
Im Zuge einer künstlichen Lichttherapie beim Arzt oder in Kliniken wird der Patient wiederholt eine halbe Stunde täglich mit Licht bestrahlt, das dem Sonnenlichtspektrum entspricht. Obwohl dies ohne die schädliche UV-Strahlung geschieht, können in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie Augenreizungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit auftreten. Deshalb sollte auch bei der günstigen Alternative, der Eigentherapie mit einem Lichttherapie-Gerät für Zuhause, zuvor ein Facharzt oder Psychologe konsultiert werden. Um dauerhaft beschwerdefrei den Winter zu beschreiten, sollte die Lichttherapie regelmäßig in den Morgenstunden so lange durchgeführt werden, bis die Depression zum Frühjahr/ Sommer hin erfahrungsgemäß endet.
Der Spaziergang als Mittel gegen Depressionen
Neben der erwähnten künstlichen Lichttherapie hilft bereits ein morgendlicher ein- bis zweistündiger Spaziergang, Radfahren, Joggen oder jegliche Form des Wintersports an der freien Luft, um das tägliche Lichtpensum zu erhöhen. Bei dieser Form der Behandlung werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn die körperliche Aktivität im Freien kann in Gesellschaft geschehen. So wird zugleich dem Drang nach sozialem Rückzug entgegen gewirkt.
Selbst bei einem trüben Tag beträgt die natürliche Lichtstrahlung beinahe so viel wie die geringste Behandlungsstufe mit künstlichem Licht und mindestens acht Mal so viel wie in Büroräumen. Die Einnahme von hochdosiertem Johanniskraut-Extrakt kann den Effekt sogar vergrößern und zusätzlich zur Linderung der Beschwerden beitragen, indem es die Lichtempfindlichkeit steigert. Ähnlich der Wirkweise von pharmazeutischen Antidepressiva kann auf diese Weise das menschliche Auge mehr Licht aufnehmen und den Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit besser ausgleichen.
Wie kann Winterdepressionen vorgebeugt werden?
Um der Winterdepression vorzubeugen sollte rechtzeitig bereits bei den ersten Anzeichen im Herbst mit der jeweiligen Therapieform begonnen werden. Eine vorbeugende Therapie mit Antidepressiva ist ebenfalls möglich. Weil die Tabletten jedoch gering dosiert das ganze Jahr über eingenommen werden und Nebenwirkungen herbeiführen können, sollten sie nur im Falle einer schweren Depression eingenommen werden. Für Betroffene des Winter Blues hingegen eignet sich eine frühzeitige Lichttherapie.